Objektive
von Franz-Manfred Schüngel

Dies ist kein wirkliches Eigenbau-Kapitel. Der Weg von Kalk, Sand und Bauxit zum Apo-Sonnar ist für ein Menschenleben zu weit und selbst billigste Objektive sind inzwischen so gut, dass niemand ernsthaft erwägt, sich Objektive zu bauen, der nicht bereits viel mehr Ahnung vom Fach hat als ich. Hier geht es darum, Objektive zu anderen Zwecken einzusetzen, als ursprünglich gedacht war.

Objektive als Lupen

Insbesondere ein Spiegelreflex-Normalobjektiv lässt sich fein als Lupe gebrauchen, wenn man gerade nichts anderes zur Hand hat. Beim Ausschlachten eines Objektives kann sich auch die eine oder andere Linse anfinden, die gut zu gebrauchen ist.

Vergrösserungsobjektive als Balgenköpfe

Ein Klassiker des Objektivmissbrauchs. V-Objektive sind für vergleichbare Vergrösserungsmassstäbe gerechnet, daher ist die Abbildungsqualität sehr gut. Die Leuchtblende muss abgeklebt werden.

Aufnahmeobjektive als Vergrösserungsobjektive

In der Anfangszeit meiner Labortätigkeit wechselte ich an meinem billigen polnischen Vergrösserer mal aus purer Experimentierfreude mein billiges Vergrösserungsobjektiv einer namhaften deutschen Firma gegen ein Carl Zeiss Jena Aufnahmeobjektiv mit ansonsten gleichen Daten (2,8 50 mm). Trotz fehlender Leuchtblende habe ich es nie wieder abgebaut - der Schärfegewinn was selbst bei kleinen Formaten schon unübersehbar. Seitdem geniesse ich die Aussage, Aufnahmeobjektive seien für Vergrösserungen völlig ungeeignet, ein wenig mit Vorsicht. Tatsache ist, dass Aufnahmeobjektive für andere Abbildungsmassstäbe gerechnet werden - dennoch ist ein hochwertiges Aufnahmeobjektiv zumindest eine Alternative. Zwei Nachteile haben sie grundsätzlich: Auf die Leuchtblende muss man natürlich verzichten, und ein langer Dauerbetrieb kann problematisch werden, wenn das Objektiv zu warm wird und Linsen in Gruppen verkittet sind. Ich hatte damit aber noch keine Probleme, und bei fehlender Leuchtblende kann man beim Abblenden auch die Rastungen zählen. Die Abbildungsqualtiät, auf die es letztendlich ankommt, wird von den Objektivfehlern bestimmt:

Kleinbildobjektive für Mittelformat, Kleinbild- und Mittelformatobjektive für Grossformat

Baut man sich einen entsprechenden Adapter, kann man problemlos Kleinbildobjektive an Mittel- oder Grossformatkameras adaptieren. Bringen tut das zunächst nicht allzuviel, denn man kann nicht auf unendlich scharfstellen. Da sich aber der Bildkreis mit zunehmendem Abbildungsmassstab vergrössert, kann man derlei Konstruktionen für die Makrofotografie einsetzen.

Selbst wenn man den Adapter so baut, dass man auf unendlich scharfstellen kann, hat man das Problem, dass das Objektiv den Bildkreis nicht auszeichnet. Wenn man an runden Bildern interessiert ist, kann man so allerdings wenigstens den ganzen Bildkreis des Objektivs nutzen; interessant ist ausserdem die Verwendung von Vollformat-Fisheyeobjektiven als Teilformat-Fisheye. Realisiert wurde das in diesem Projekt.

Repro-Objektive

Repro-Kameras waren früher seltene und teure Spezialkameras zum Abfotografieren (reproduzieren) grafischer Vorlagen wie Bilder und Zeichnungen. Aufgrund der weiten Verbreitung von Scannern sind sie heutzutage alle arbeitslos. Sie sind im Prinzip auf grosse Abbildungsmassstäbe gerechnet, lassen sich aber aufgrund ihrer herausragenden Schärfe auch für allgemeine fotografische Zwecke vorzüglich einsetzen. Nachteilig ist die meist geringe Lichtstärke von z.B. 1:9.


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(c) 2007 by Franz-Manfred Schüngel