Ausstattung von Kameras II
von Franz-Manfred Schüngel

Bei Digitalkameras gibt es zahlreiche technische Möglichkeiten, wobei auch hier Werbung und praktischer Nutzen oft weit auseinanderliegen. Die folgende Aufstellung ist ein Versuch, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen:

Die Auflösung besagt, mit wieviel Bildpunkten ein Bild aufgezeichnet und abgespeichert wird. Für Internet ist 1 Megapixel, für normale Fotos 2 Megapixel und für hochwertige Fotos 5 Megapixel in etwa ausreichend. Höhere Auflösungen bedeuten auch mehr Platzbedarf der Bilder auf Speicherkarte und Festplatte. Wichtig ist, dass mit der Auflösung auch die Chipgrösse steigen soll.

Die Auslöseverzögerung ist die Zeit, die vom Druck auf den Auslöser bis zur Aufnahme vergeht. Sie ist bei fast allen Digitalkameras erheblich, was die Fotografie von bewegten Objekten erschwert. Daher die Kamera unbedingt vor dem Kauf ausprobieren. Auch manchmal wichtig: Die Zeit, die vom Anschalten bis zur Aufnahmebereitschaft vergeht.

Batterien braucht jede Digitalkamera reichlich. Die Kamera hat entweder ein Akkupack oder ein Batteriefach für Standardbatterien. Akkupacks sind sehr kompakt und bequem. Auf Reisen kann aber das Nachladen problematisch werden, ein Zweitakku ist meist recht teuer. Bei Standardbatterien, meist Mignon, kann man auch NiMH-Akkus verwenden, und unterwegs notfalls auf Batterien ausweichen. Das ist sicherer, allerdings bauen diese Kameras meist etwas grösser, und NiMH-Akkus verlieren durch Selbstentladung etwa 20% ihrer Ladung pro Monat.

Ein Blitz ist natürlich nützlich, allerdings muss man ihn abschalten können. Es ist sogar sinnvoll, ihn immer abgeschaltet zu lassen und nur bei Bedarf zu aktivieren, da er sehr viel Batteriestrom frisst. Man sollte beim Kauf darauf achten, dass die Kamera nicht bei jedem Ausschalten die Einstellung "vergisst".

Die Chipgrösse hat einen Einfluss auf die Dynamik bzw. das Bildrauschen. Hat etwa ein 8-Megapixel-Chip die gleiche Grösse wie ein 5-Megapixel-Chip, werden die einzelnen Bildpunkte kleiner und fangen somit auch weniger Licht ein. Folge ist ein verstärktes Rauschen, die Bildqualität der höher auflösenden Kamera muss somit nicht unbedingt besser sein.

Chipreinigungsfunktionen der Kamera funktionieren z.B. mit Ultraschall. Bei Spiegelreflexkameras gelangt beim Objektivwechsel Umgebungsluft in den Spiegelkasten, sodass sich Staubteilchen auf dem Sensor niederschlagen. Diese sieht man auf Bildern als graue Flecken. Chips können auch manuell gereinigt werden. Die zu reinigende Oberfläche ist ein Glasfilter, welches nicht besonders empfindlich ist. Dennoch ist die Reinigung ein wenig delikat, da auch kleine Kratzer auf Bildern zu sehen sind. Eine automatische Chipreinigung ist daher eine feine Sache.

Digitalzoom ist ein nutzloses Feature, welches gern in bunten Prospekten beworben wird. Beim "zoomen" wird nur ein Teil des Bildsensors verwendet, was einer Ausschnittvergrösserung entspricht. Dies lässt sich auch problemlos nachträglich machen. Soll heissen: Die Möglichkeiten der Kamera werden nicht erweitert, aber man spart immerhin etwas Speicherplatz.

Ein Monitor auf der Kamerarückseite ist Standard, und auch wichtig: Neben der Kontrolle von bereits gemachten Aufnahmen kann man mit seiner Hilfe exakte Ausschnitte bestimmen, wie das sonst nur bei Spiegelreflexkameras möglich ist, und aus Bodennähe oder über Kopf fotografieren. Er benötigt allerdings auch recht viel Strom.

Filmen kann man auch mit vielen Digitalkameras, nicht jedoch mit Digital-SLRs. Nun ist das Filmen eine völlig andere Baustelle als das Fotografieren, aber wer nur ganz gelegentlich mal einen besonders beeindruckenden Vulkanausbruch oder die ersten Schritte vom Kind festhalten will, kann sich so die Anschaffung eines Camcorders sparen.

Interpolation ist ein Verfahren, welches die Grafikauflösung erhöht, ohne das die Grafik pixelig wirkt. Die tatsächliche Auflösung von Bilddetails wird dabei allerdings nicht verbessert. Interpolation durch eine Kamera ist reine Speicherplatzverschwendung, in der Werbung werden interpolierte Auflösungen eigentlich nur bei minderwertigen Kameras und Scannern angegeben und sind unseriös.

Nach der Art der Speichermedien sucht man eine Kamera normalerweise nicht aus, aber wenn man mehrere Kameras hat, ist es nützlich, wenn sie die gleichen Medien verwenden. Es gibt aussterbende (Smart Media), verbreitete (Compact Flash, Multimedia/SD), proprietäre (Memory Stick) und aufstrebende (SDHC, xD) Speichermedien. Allen gemein ist der Flash-Speicher, der es erlaubt, lösch- und wiederbeschreibbar Daten zu speichern, die auch ohne Stromversorgung erhalten bleiben.

Das Spiegelreflexprinzip hat weniger Vorteile als bei herkömmlichen Kameras, da man durch die Monitore auch bei einfachen Sucherkameras eine genaue TTL-Einstellmöglichkeit hat. Allerdings hat man neben der Möglichkeit, Wechselobjektive und andere Optiken wie Mikroskope einzusetzen, auch noch den Vorteil einer grösseren Chipfläche, was für eine bessere Bildqualität sorgt. Nachteile gibt es aber auch: Durch das andere Prinzip ist man auf den Sucher angewiesen, kann also das Bild vor Aufnahme nicht auf einem Monitor betrachten. Weiterhin gibt es keine Filmfunktionen. Schliesslich kann (und wird) beim Objektivwechsel Staub ins innere gelangen, wodurch ab und an eine Chipreinigung ansteht.

Spezialeffekte erlauben digitale Bildbearbeitung, die man allerdings meistens nachträglich am Computer macht. Sie sind in einer Kamera daher unnötig.

Verwacklungsschutz (Anti-Shake, Image Stabilisation) ist beim Fotografieren im Dämmerungsbereich (Available Light) ohne Stativ eine Offenbarung, da er Verwacklungsunschärfen in gewissen Grenzen mildert. Durch elektronisch gesteuerte Ausgleichsbewegungen des Aufnahmechips oder einer Linsengruppe werden Verwacklungen während der Aufnahme ausgeglichen. Wunder sind hier natürlich nicht zu erwarten.

Zoom ist eine feine Sache, da bei den meisten Kameras die Objektive nicht gewechselt werden können. Die üblichen Einschränkungen für Zoomobjektive, wie höherer Preis, Neigung zu Verzeichnung und geringere Lichtstärke, gelten allerdings auch bei Digitalkameras.


Ausstattung von Kameras I  | Inhalt  | Suche  |  Verschlüsse und Verschlusszeit


(c) 2007 by Franz-Manfred Schüngel