Pars pro toto |
Möchte man ein bestimmtes Motiv fotografieren, dann liegt es stets
am nächsten, dieses Motiv in seiner Gesamtheit abzubilden. Problematisch
wird dies, wenn das Motiv grösser und komplexer wird. Das Bild einer
Stadt, aus einiger Entfernung aufgenommen (damit die Vororte nicht angeschnitten
werden) ist wohl recht aussagelos, was die Eigenheiten dieser Stadt betrifft,
und das Treffen des Kaninchenzüchterverbands ist eine ähnliche
Menschenansammlung wie der Demonstrationszug gegen kommerzielle Kaninchenzucht.
Hier hilft die Regel "Pars pro toto", das heisst "Ein Teil, der für
das Ganze spricht". Ein kleineres Motiv oder ein Detail erlaubt einen klareren
Bildaufbau und fesselt den Betrachter des Bildes stärker. Die Kunst
ist es, ein Detail zu finden, welches typisch für das ist, was man
eigentlich darstellen möchte.
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Dieses Beispiel zeigt, wie mit dem gleichen Aufwand an Film statt eines
schlechten Fotos vom Strand eines gemacht werden kann, das zwar kaum besser
ist, aber wenigstens einen klaren Bildaufbau hat. Der Inhalt des Bildes
ist so leichter zu erfassen und man kann, wenn einem das Bild nicht gefällt,
schneller wegsehen. So ist der Betrachter weniger verärgert.
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Ein weiteres Beispiel illustriert ein klassisches Dilemma eines Fotografen.
Das rechte Bild erfüllt die Forderung des pars pro toto, der Aufbau
ist klar, die Eigenheiten der Architektur werden hervorgehoben. Das linke
Bild enthält aber wesentlich mehr Informationen: Man erkennt, dass
Mykonos auf Mykonos in Griechenland in leichter Hanglage am Meer liegt,
wo die Windmühlen sind und dass protzige Yachten in der Bucht ankern
und die Besatzungen ihr Geld an Land tragen dürfen. Der Aufbau wirkt
aber unruhig und weniger ansprechend. Man sollte als Fotograf keine falsche
Sparsamkeit an den Tag legen und in diesem Fall beide Fotos machen.
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Stets sollte man sich also bemühen, einen prägnanten Ausschnitt zu finden: Ein Foto ist so lange schlecht, wie man noch etwas abschneiden kann. So hat es auch das etwas unglückliche Porträt "Einstein frankiert einen Brief" durch geschicktes Beschneiden noch zu einer gewissen Berühmtheit gebracht ;-)