Mittelformat |
Als Mittelformatkameras bezeichent man Kameras, die für 120er
Rollfilme konstruiert sind. Das Negativ (oder Dia) ist etwa 6 cm hoch,
die Breite hängt von der Kamera ab. Der 120er Rollfilm ist ein unperforierter
Film, der an einen längeren Papierstreifen angeklebt ist; das ganze
ist auf eine Spule gewickelt. In der Kamera wird der Film von der Spule
auf eine zweite, leere Spule transportiert, wodurch die ursprüngliche
Spule für den nächsten Film freiwird. Ein Zurückspulen ist
nicht erforderlich.
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Das Papier ist auf der Filmseite geschwärzt, auf der Rückseite sind Zahlen für den Bildstand aufgedruckt. Ältere Mittelformatkameras haben auf der Rückseite ein rotes Fenster, dort ist bei eingelegtem Film die jeweilige Bildnummer sichtbar. Nach der Belichtung muss der Film weitergedreht werden, bis die nächste Bildnummer im Fenster erscheint. Meistens gehen der Bildnummer grösser werdende Punkte oder andere Zeichen voraus, so dass man vorgewarnt ist und nicht zu weit dreht.
Durch die überstehenden Papierlagen und das enge Anliegen an die Spule ist der Film im aufgerollten Zustand vor Licht geschützt, allerdings nicht so gut wie ein Kleinbildfilm in der Patrone. Neue Filme sind daher lichtdicht eingeschweisst, beim Filmeinlegen und -entnehmen sollte man den Film nicht direkter Sonne aussetzen und bis zur Entwicklung dunkel lagern.
Gängige Bildformate sind z.B. 6x6 oder 6x9 cm. Je grösser
das Format, desto weniger Bilder passen auf einen Film:
Format (cm) |
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Bilderzahl (120er) |
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Eine (leider seltene) Alternative zum 120er Rollfilm auf den gleichen Spulen ist der 220er Rollfilm. Er ist doppelt so lang, dafür reicht der Papierstreifen nicht über die ganze Länge, sondern ist nur an den Enden angeklebt. Er ist daher nicht für Kameras geeignet, bei denen der Filmtransport nach den rückseitig aufgedruckten Bildnummern erfolgt, sondern nur für modernere Kameras mit einem Mechanismus für den Bildstand, die kein rotes Fenster mehr auf der Kamerarückseite haben. Dafür kann er mit der doppelten Anzahl Bilder belichtet werden.
Das ganze Spektrum an Kamerakonstruktionen ist auch im Mittelformat
zu finden: es gibt sowohl Sucher- als auch Spiegelreflexkameras. Mittelformatkameras
sind im allgemeinen deutlich grösser und teurer als Kleinbildkameras.
Sucherkameras erlauben meistens das Wechseln der Objektive nicht, sie sind
jedoch durch das Wegfallen des Spiegelkastens kompakter. Es gibt mit Weitwinkeln
ausgerüstete Mittelformat-Sucherkameras, die bei Landschafts- und
Hochzeitsfotografen sehr beliebt sind, und System-Sucherkameras, die zwar
den Objektivwechsel erlauben, aber sehr teuer sind.
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In der Regel sind die Mittelformat-Spiegelreflexkameras mit Wechselmagazinen
ausgestattet, die es erlauben, den Film an beliebiger Stelle zu wechseln.
Sie können auch je nach Magazin für verschiedene Negativformate
(z. B. 6x4.5 oder 6x6) eingesetzt werden. Für die gängigen Modelle
gibt es umfangreiche Systeme, die neben Wechselobjektiven und Filmmagazinen
noch verschiedene Sucher (Lichtschacht, Lupensucher, Dachkantprisma), eventuell
Winder, Filter, Blitzzubehör und mehr beinhalten. Eingesetzt werden
sie hauptsächlich im professionellen Bereich, insbesondere im Studio.
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Durch das grössere Filmformat ergibt sich nicht nur eine höhere Abbildungsqualität, es erlaubt auch eine einfacheres Beurteilen von Negativen und Dias auf Leuchtpulten. Bei Systemkameras kann das Filmmagazin auch gegen ein Sofortbildmagazin getauscht werden, auf diese Weise lässt sich beispielsweise die Lichtführung oder die Blitzanlage im Studio überprüfen.
Durch die grössere Filmdiagonale sind längere Brennweiten
als bei Kleinbild zum Erfassen des gleichen Bildwinkels notwendig. Folgende
Tabelle erleichtert den Vergleich:
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Schliesslich sind Mittelformatfilme auch für die Grossformatfotografie
interessant. Für Fachkameras gibt es Rollfilmmagazine, die zwar nicht
das ganze Format ausfüllen, aber die Vorteile einer Fachkamera (Einstellmöglichkeiten)
mit den Vorteilen des Mittelformats (im Vergleich zu einzelnen Planfilmblättern
billig, einfach und schnell) verbinden.